ERASMUS+ nach Evo Finnland

ERASMUS+ führte uns vor den Osterferien nach Finnland und Estland. Besucht wurde die HAMK im finnischen Evo, die Betriebszentrale des Holzriesen Stora Enso in Helsinki, und Tallinn (Estland).

HAMK in Evo

Die HAMK in Evo existiert bereits seit 160 Jahren, genauer gesagt seit 1862, und ist eine forstwirtschaftliche Ausbildungsstätte, die im Hauptzweig einen B.Sc. als Abschlusstitel ermöglicht, aber auch eine kompakte berufsorientierte Ausbildung für jüngere Schülerinnen und Schüler anbietet. Zur Zeit studieren um die 300 Personen in beiden Lehrgängen auf diesem Campus. Im Hauptzweig ist das Durchschnittsalter der Studierenden zwischen 20-30 Jahre, die Berufsorientierten sind bereits ab dem Alter von 17 Jahren willkommen. Der Fokus der Ausbildung liegt auf einem nachhaltigen Forstmanagement und der Berufspraxis. Die Studierenden lernen sowohl den eigenen Wald richtig zu bewirtschaften, denn fast jeder Finne und jede Finnin außerhalb der Hauptstadt hat ein kleines Waldstück, als auch die Sägeindustrie mit Holz zu versorgen. Evo hat einen Lehrforst für Forschungszwecke (7.500ha) und einen Übungswald für Fällarbeiten und den Abtransport (1.800ha). 

Begleitet und betreut wurden wir von Direktor Antti SIPILÄ und Miika NÄSI, der Jagdkunde unterrichtet.

Besichtigung des Lehrforstes in Evo

Die Bestände in finnischen Wäldern sind oft gemischt und bestehen hauptsächlich aus Fichte, Kiefer und Birke wobei die Umtriebszeit deutlich kürzer ist als in Österreich. Hier wird mit 60-80 Jahren gerechnet. Das liegt zum einen am Klima, das den Bäumen kein massives Breitenwachstum ermöglicht und zum anderen an der finnischen Sägeindustrie. Die Sägemühlen sind auf schwächere Dimensionen ausgelegt. Mit zu starkem Holz hätten die Sägemühlen mehr Probleme. 

70% der Waldfläche Finnlands ist im privaten Besitz. Daher haben die Finnen ein großes Interesse an einer zentralen Datenbank, die ihnen hilft, ihre Flächen optimal und planbar zu nutzen. Manche versuchen, den Boden durch Drainagen für heimische Baumarten zu optimieren, andere versuchen neue Baumarten einzumischen. Die Daten sind dennoch privat und nur die Forstbehörde hat Zugriff auf alle Informationen sämtlicher Privatbesitzer. Eine wichtige Organisation ist hier die Forest Owners Assocciation.

Stora Enso

In Helsinki hat Stora Enso seine Zentrale. Diese wird ab 2024 gänzlich neu im zentralen Hafen errichtet. Dieser Holzriese, den uns Antto KAUHANEN präsentierte, hat derzeit um die 21.000 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter und ist ein globales Unternehmen mit Waldbesitzungen in Finnland, Estland, Südamerika, Asien und betreibt auch Sägewerke in Österreich. Der Konzern richtet sich gerade in Zeiten des Klimawandels neu aus und verlagert seine Produktpalette vom klassischen Papier hin zu Verpackung, zu neuen Bauformen (CLT, LVL, GLULAM), zu Energieholz und zur Produktion von Lignin, von dem man sich in der Industrie viel erwartet. Man experimentiert mit dem Ersatz von fossilem Teer in Bauasphalten und setzt auch auf Lignin-basierte Batterien. Stora Enso möchte die Art, Gebäude zu errichten mit hochmodernen CNC-Schnittformen nachhaltig verändern, damit alte Gebäude aus Beton und veraltete öffentliche Einrichtungen der Vergangenheit angehören. Ein Beispiel hierfür ist das neue BOKU-Gebäude in Wien.

Tallinn Estland

Ein Ausflug über den Finnischen Meerbusen mit einer 2021 in Dienst gestellten Fähre brachte uns den Charme der estnischen Hauptstadt Tallinn näher. Diese hieß früher Reval und war eine bedeutende Hansestadt, die sich auf den Export von Bernstein spezialisiert hatte. Frühneuzeitliche, aber liebevoll renovierte, Fassaden prägen den Stadtkern. Aber auch hier spürt man den Drang zur Modernisierung, wenn man sich den Fährhafenterminal und dessen neues Umfeld ansieht. Eine Überfahrt dauert nur zwei Stunden und zeigt einem auch die kulturellen Ähnlichkeiten zwischen Finnland und Estland. 

Bild und Text: REI

Veröffentlicht am 05.04.2023

Kontakt

DI Dr. Wolfgang Hintsteiner, Bakk. techn. B.Ed. Direktor und Lehrer
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