Exkursion zu MM und den Landesforstgärten

Exkursion der 3. Klassen zum Forstgarten Mayr-Melnhof und zu den Steirischen Landesforstgärten

Am Montag, dem 16.05.2022, wurde den Klassen 3A und 3B die Ehre zuteil, den Forstgarten Mayr-Melnhof zu besichtigen. Dieser ist zugleich österreichweit auch der einzige Forstgarten, welcher sich mit der vegetativen Vermehrung von Fichte auseinandersetzt. Auf der ca. 8 ha großen Betriebsfläche produziert MM jährlich rund 500.000 Pflanzen aus ausgewählten Herkünften. Durch die Produktion eigener Forstpflanzen deckt die Mayr-Melnhof-Group nicht nur den eigenen Bedarf, sondern ermöglicht auch das Trachten nach neuen Weisheiten in der vegetativen Vermehrung. Mithilfe der Stecklingsvermehrung wertvoller Individuen durch Triebstecklinge kann man, auch in Zeiten des Klimawandels, autochthones Material wieder in passende Waldgesellschaften und Höhenstufen einbringen. Die Folgen des 2. Weltkrieges führten in weiten Teilen Europas zu Engpässen bei der Saat- und Pflanzgutversorgung. Diese Zwangslage war in vielen Ländern Auslöser für die Intensivierung der Forstpflanzenzüchtung Mitte des letzten Jahrhunderts. Die vegetative Erhaltung von qualitativ hochwertigen Individuen ermöglicht eine Leistungssteigerung der nachkommenden Bestände. In Sachen der Vielfalt nimmt der Forstgarten die von der Regierung ausgegebenen Vorschriften genauer als nötig. Die nach Vorgabe 50 nötigen Einzelindividuen übertrifft MM um rund 200 differenzierbare Klone. Man merkt, dass auf Artenvielfalt und die Qualität der Bäume noch Wert gelegt wird. Bei der vegetativen Vermehrung werden mit Stecklingen genetisch idente Nachkommen, also Klone, erzeugt. Als Steckling wird ein Astteil bezeichnet, der von der Mutterpflanze abgeschnitten und danach zur Bewurzelung angeregt wird. Die Stecklingsvermehrung bei Fichte, Lärche und Tanne erfolgt bei MM im Folienhaus. Die Astteile werden von ausgewählten Mutterbäumen gewonnen und in ein Schottersubstrat gesteckt. Nach ca. 6 bis 8 Wochen bilden sich die ersten Wurzeln. Die austreibenden Stecklinge werden mit Wasser und Hitze versorgt, gedüngt werden die Pflanzen jedoch nicht. Das Auslassen des Düngens hat zur Folge, dass die jungen Pflanzen sich auf das essenzielle Wurzelwachstum fokussieren.

Eine der unscheinbaren Besonderheiten im Folienhaus MM ist der aus Norddeutschland importierte Kies, welcher als Unterboden für die Pflanzen verwendet wird. Gleich wie das von MM mineralienfreie Wasser, welches zur Bewässerung herangezogen wird, ist auch der Kies kalkfrei. In einer Aufbereitungspumpe osmosieren (von Kalk und anderen Nährstoffen befreien) die Leiter des Forstgartens das Wasser. Alle zwei Tage wird gegen Pilze gespritzt.

Neben der Stecklingsvermehrung wird auch die klassische generative Samenvermehrung auf fünf Plantagen, alle innerhalb des eigenen Betriebs, zusätzlich betrieben. Um die Qualität des Pflanzgutes auf ein Höchstmaß zu steigern, hat der Betrieb Samenplantagen für Fichte, Lärche, Bergahorn, Vogelkirsche und Esche angelegt.

Der 3. Jahrgang bedankt sich bei Herrn Fw. Martin JOCHAM recht herzlich für die höchst informative Führung durch den Forstgarten und die Samenplantage.

Im Gegenzug zur vegetativen Vermehrung gibt es auch die generative Vermehrung. Ein Vorteil der generativen Vermehrung ist, dass sich die Pflanzen immer wieder neu an die Umwelt anpassen und somit auch etwaige Veränderungen gut abschwächen und sich für die nächsten Generationen darauf einstellen können. Ein weiterer Pluspunkt ist, dass sich große Mengen an Forstpflanzen produzieren lassen. Jedoch bringt diese Möglichkeit der Vermehrung auch einige Nachteile mit sich, da man nie sicher wissen kann, ob die zukünftige Generation dieselben Holzmerkmale und Wuchsformen aufweist.

Dies wurde den 3. Jahrgängen ebenfalls am 16.05.2022 in den Steirischen Landesforstgärten am Standort Pertlstein nähergebracht. Durch die Produktionsstätte führten Herr DI Reinhold KLAUSBAUER sowie Herr Ing. Karl ZMUGG. Dabei wurde den Schülerinnen und Schülern die Anzucht von verschiedenen Baumarten nähergebracht und neue Kulturbegründungsmethoden diskutiert. Auch Versuche mit der Esche werden durchgeführt, um möglicherweise eine gegen das Eschentriebsterben resistente Eschenart zu generieren und so diese wertvolle Baumart zu erhalten.

Vor der Heimreise aus der Südoststeiermark wurde noch ein anerkannter Eichenbestand begutachtet und im Anschluss daran zu einer kulinarischen Stärkung geladen.

Die Jahrgänge 3A und 3B bedanken sich bei den Steirischen Landesforstgärten für die Einladung und den sehr informativen Lehrausgang.

Text: Niklas Schuster, Luca Quendler (3A)

Bilder: KLE

Veröffentlicht am 20.05.2022