Vorträge zum Thema "Aktuelle Waldschäden"

Die HBLA Bruck veranstaltete eine bundesländerübergreifende Vortragsveranstaltung zur Dramatik der Waldsituation in Teilen Österreichs. Acht Experten referierten über aktuelle Waldschäden, deren Auswirkungen und Zukunftsstrategien.

Österreichs Wälder stehen momentan vor einer großen Herausforderung, vor allem in den nördlichen Gebieten von Ober- und Niederösterreich. Um unsere Schülerinnen und Schüler aus Expertenhand mit Informationen zu versorgen, organisierten wir eine Vortragsreihe mit acht namhaften Referenten der Länder, der Kammer, der Wirtschaft und des BMNT. Thematisch gabe es drei große Blöcke:

  • Waldschadenssituation und deren Folgen für die Waldbewirtschafter
  • Herausforderungen für Forstunternehmen, Holzlogistik und Holzmarktsituation
  • Zukunftsstrategien (Klimafitter Wald)

Als erster Referent eröffnete Fö. Ing. Walter PACHLER vom Landesforstdienst Oberösterreich die Veranstaltung. Er machte deutlich, dass Oberösterreich derzeit schwer mit dem Borkenkäfer zu kämpfen hat. Herbststürme 2018 (Faja) und Schneebrüche am Jahresbeginn 2019 eröffneten in Kombination mit einem warmen Sommer den Borkenkäfern eine optimale Brutsituation. Besonders stark betroffen ist das Donautal. Aber auch das Eschentriebsterben und der Asiatische Laubholzbockkäfer stellen die oberösterreichische Forstwirtschaft vor Probleme. Dazu kommen Verzögerungen bei der Abfuhr von Schadholz und die marktwirtschaftlich logische Konsequenz eines Preisverfalls beim Holz.

Als Zweiter referierte DI Harald HEBENSTREIT von der LK NÖ und dem Waldverband NÖ über die zwiespältige Lage in seinem Bundesland. Gerade das Waldviertel wird in diesem Jahr extrem stark vom Borkenkäfer heimgesucht. Eine Prognose lässt 2019 auf ca. 3 Mio Festmeter Schadholz schließen. Möglich wird dies durch heiße Trockenperioden im Norden des Bundeslandes, wo Fichte flächenweise abstirbt und auch Kiefer und Lärche bedrängt werden. Es wird aber auch schon intensiv an den Problemen gearbeitet. 1.800 Waldbesitzer haben bereits das Waldschutzprogramm des Landes in Anspruch genommen. Es umfasst "Farminare" (digitale Ferninformation zum Zustand des Waldes), intensive Öffentlichkeitsarbeit und Weiterbildungsveranstaltungen. Der Süden Niederösterreichs ist hingegen weniger betroffen.

Als Dritter kam der Landesforstdirektor der Steiermark, HR DI Michael LUIDOLD, zu Wort. In der Steiermark wird gerade intensiv an einer digitalen Karte zur Baumartenempfehlung gearbeitet, damit Waldbewirtschafter sich ein besseres Bild von den Gegebenheiten für ihre Wälder machen können (dynamische Waldtypisierung). Zwar ist der Borkenkäfer kein virulentes Problem in der Steiermark, aber auch hier gibt es die Notwendigkeit, die Wälder klimafit anzupassen. Ziel ist, eine Planung für die nächsten 70-80 Jahre über eine Web-GIS-App möglich zu machen.

Als Vertreter des Österreichischen Forstunternehmerverbandes sprach dessen Obmann Peter KONRAD über die Aufarbeitung von Schadholz und rückte die wirtschaftliche Komponente in den Vordergrund. Für holzaufarbeitende Unternehmen ist wichtig, in einer Schadholzsituation kühlen Kopf zu bewahren. Alles muss mit Bedacht und planvoll bearbeitet werden. Besonders wichtig sind hier Logistik, Mobilität, Auftragsmodalitäten, Arbeitssicherheit und die Vermeidung von Flaschenhälsen bei Abfrachtung und Übernahme. Besonderes Augenmerk liegt auch auf der Kommunikation mit dem Förster bzw. der Försterin oder dem Waldbesitzer, der einen Kontrakt aushandelt, denn oft führen Schadereignisse zu emotionalen Reaktionen.

Fö. Ing. Andreas JÄGER von der Landwirtschaftskammer Steiermark erörterte die aktuelle Holzmarktsituation und gab einen Überblick über die wichtigsten österreichischen Sägewerke. De facto importieren diese nämlich zusätzlich Holz aus Tschechien, Deutschland und Slowenien für ihre Produkte. Die Marktsituation ist derzeit angespannt und daher muss die Planung (in der Logistik und mittels Digitalisierung) genauer werden. Er sieht in Österreich vor allem Kiefer und Tanne im Rundholzsegment unter Druck, gab aber auch zu bedenken, dass prinzipiell alle Baumarten in Österreich bis zum Jahr 2050 vom Klimawandel betroffen sein werden.

Eine Trendprognose für die Bestockung der Wälder der Zukunft gab DI Dr. Norbert PUTZGRUBER von den ÖBf. Fichte wird zwar nicht verschwinden, aber auf knapp über 40 % zurückgehen, während die Lärche bald ein Viertel der Bestockung ausmachen könnte. Der Tannenbestand könnte sich verdoppeln (3 % auf 6 %), aber auch Kiefer und Douglasie werden eine leichte Zunahme im Bestand erfahren. Die Tanne scheint wegen ihrer hohen Trockenheitsresilienz auch eine Baumart für die Zukunft zu sein. Allerdings ist bei dieser Schattbaumart ein effektiver Verbissschutz schwierig und daher ist eine Vermehrung nicht leicht zu bewerkstelligen.

Drei mögliche Szenarien und Strategien zur Waldentwicklung präsentierte DI Rafael BUCHACHER vom Bundesforschungsinstitut für Wald. Er begann mit einem Blick auf die gesamteuropäische Situation, wobei er dem Süden und Westen Europas eine spürbare Verbreitung von Eichenarten attestierte.Der Alpenraum bleibt zwar von der Klimaerwärmung nicht verschont, diverse Höhenlagen können aber auch weiterhin mit der Fichte profitabel bleiben. Interessant sind auch die drei möglichen Strategien zur Verteidigung des Ökosystems Wald. Diese wären Assisted Migration, ein Mischbestand heimischer Baumarten und die Pflanzung nichtheimischer Baumarten (Roteiche, Libanonzeder). Hierzu gibt es ein SUSTREE-App. Gerade bei letzterer Methode gibt es aber Bedenken, da wir in unseren Breiten keine Langzeiterfahrung mit diesen Baumarten haben.

Den Abschluss machte RR Fö. Ing. Thomas BASCHNY, der ein Maßnahmenpaket des BMNT vorstellte. Für das BMNT stehen hier sieben Handlungsfelder im Fokus. Das Maßnahmenpaket des Ministeriums umfasst 35 Mio. Euro und beinhaltet auch verschiedene Projekte, wie zum Beispiel ein Borkenkäfermonitoring (www.borkenkaefer.at). Wichtig für eine Verbesserung der Gesamtsituation sind finanzielle Förderungen, das richtige Saat- und Pflanzgut, kompetent ausgebildetes Personal, Weiterbildungsangebote, Beratungen für Waldbesitzer, neue Förderrichtlinien und auch die Information der nicht-forstlichen Öffentlichkeit.

Alle Referenten betonten einhellig, dass nur gutausgebildete Försterinnen und Förster die Zukunft unserer Wälder sichern können!

Die Schulgemeinschaft bedankt sich herzlich für diese informative Vortragsreihe.

Bild u. Text: REI

 

Veröffentlicht am 11.12.2019