ERASMUS+ Mobilität der HBLA für Forstwirtschaft nach Schottland

Im Zeichen des Projekts Erasmus+ und EUROPEA Austria besuchten sechs unserer Lehrkräfte Schottland. Hier ein ausführlicher Bericht.

Vom 22. bis 29. Juni befanden sich sechs Lehrer und Lehrerinnen (Wolfgang Hintsteiner, Alexandra Sieber, Elke Kainz, Marion Sudy, Paul Gebhardt, Michael Golser) der Höheren Bundeslehranstalt für Forstwirtschaft Bruck/Mur auf einer Studienreise in Schottland (Edinburgh, Inverness), um sich im Bereich Forstwirtschaft weiterzubilden. Ermöglicht wurde die Studienreise durch den Verein EUROPEA Austria und finanziert vom Mobilitätsprogramm Erasmus+.

Es wurde schon auf der Fahrt zum Flughafen Wien Schwechat angeregt über den Wald und das Baumsterben diskutiert. Als die Teilnehmer:innen der Studienreise in Edinburgh angekommen sind, wanderten sie auf den Arthur’s Seat (251 Höhenmeter), um sich einen ersten Überblick über die Flora Schottlands sowie die Stadt Edinburgh machen zu können.

Am zweiten Tag wurden die Stadt Edinburgh und deren Sehenswürdigkeiten besichtigt. Unter anderem wurden das Edinburgh Castle und Calton Hill besucht.

Der zirka 70 Hektar große Royal Botanic Garden Edinburgh wurde am dritten Tag besucht. In einer Führung erzählte ein Guide etwas über Besonderheiten des botanischen Gartens, wobei der Fokus der Führung auf den Bäumen lag, da es in dieser Anlage etwas mehr als 3.500 von ihnen gibt, die mehr als 730 Arten aus 56 Familien umfassen. Der Waldgarten wurde in den 1930er und 1940er Jahren angelegt, wobei große Nadelbäume an anderen Stellen ausgegraben und an ihrem neuen Platz wieder eingepflanzt wurden. Als Highlights wurden die Castanea sativa sowie die Cedrus libani, die aus dem Jahre 1826 stammt und zu den ältesten Beständen des Waldgartens zählt, präsentiert. Ebenso ist der Royal Botanic Garden für seine Rhododendren-Sammlung und für die 1902 gepflanzte Buchenhecke, die derzeit 165 Meter lang und 8 Meter hoch ist, bekannt. Der dritte Tag endete mit einer Ghost-Führung in Edinburgh, in der die Teilnehmer:innen etwas über das mittelalterliche Edinburgh erfahren durften.

Am 25. Juni ging es dann weiter nach Inverness, wo der Tag nach einer kurzen Stadtbesichtigung endete.

Die Scottish School of Forestry der University of the Islands and Highlands wurde am 26. Juni besichtigt. Zu Beginn erklärte Neil Cleland die Ausbildung an der Scottish School of Forestry. So ist es möglich, ein College zu besuchen, um praktische Kompetenzen in Hinblick auf die Waldwirtschaft zu erlangen, aber ebenso mit einem Bachelor- oder Masterstudium abzuschließen. Derzeit besuchen laut Cleland rund 200 Studierende die Scottish School of Forestry, wobei sich die Zahl der Studierenden stetig reduziert. Laut Cleland bedarf es aber mehrerer Studierenden, die das Studium auch abschließen und nicht schon davor in die Wirtschaft wechseln, da es eines der Ziele des Klimaschutzplanes bis 2032 ist, die Waldfläche, die derzeit rund 17 Prozent in Schottland ausmacht, auf 21 Prozent zu erhöhen. Ebenso soll mittels gut ausgebildeten Personals ein Paradigmenwechsel vollzogen werden: Derzeit werden die Bäume gepflanzt und anschließend geschlägert, wodurch radikale Kahlschläge entstehen, was laut Cleland in Zukunft vermieden werden sollte. Nach der kurzen theoretischen Einführung und einem angeregten Austausch wurde der Lehrforst besucht, der aus verschiedenen Habitaten besteht, sodass die Studierenden erforschen können, welches Habitat verschiedene Pflanzen bevorzugen, und in dem rund 80 verschiedene Baumarten kultiviert werden. So gibt es z.B. natürliche Regenerationsräume, in denen beobachtet werden kann, wie sich die Natur von selbst entwickelt. So wächst dort v.a. die heimische Eiche, deren Samen durch Vögel gebracht und vergraben werden. Aber auch der wirtschaftliche Nutzen des Waldes in Schottland darf nicht außer Acht gelassen werden. Für die Wirtschaft werden v.a. nicht heimische Baumarten verwendet, wobei ein großes Problem darin besteht, dass viele Bäume, aufgrund der Holzqualität, für die Pellet- und Hackschnitzel-Produktion verwendet werden. Hinsichtlich der Wiederaufforstung erklärt Cleland aber, dass grundsätzlich heimische Arten verwendet werden sollten. Bei der Wiederaufforstung gibt es auch Probleme mit Tiefwurzlern, da der Untergrund vorwiegend aus Steinen besteht, wodurch die Bäume bei z.B. starken Böen entwurzeln. Von Cleland wurde ebenso berichtet, dass mittlerweile auch die Buche heimisch ist und Douglasienstämme nach Amerika exportiert werden. Ebenso wurde ein Sägewerk-Simulator präsentiert, an dem die Studierenden den Umgang damit üben können. Nach der Besichtigung der Scottish School of Forestry tauchten die Teilnehmer:innen der Reise in die Vergangenheit Schottlands am Culloden Battlefield ein. Am 16. April 1746 bekämpften sich dort die britischen Regierungstruppen und die Jakobiten zum letzten Mal auf dem Boden der britischen Inseln. Daran anschließend wurden das rund 600 Jahre alte Cawdor Castle sowie dessen Gärten besichtigt. Man ließ den ereignisreichen Tag bei einem Spaziergang am Nairn-Beach Revue passieren.

Am darauffolgenden Tag gab es eine Besichtigung der Wälder mit Marcin Baranski vom Forestry and Land Scotland. Zu Beginn erklärt Baranski, dass die Definition von Wald in Schottland sehr weit gefasst ist. Als Wald werden auch Flächen deklariert, auf denen keine Bäume vorhanden sind; das Vorhandensein eines Wildparks reiche dafür aus. Er spricht deshalb von rund 7 Prozent Wald in Schottland; das Ziel wären 25 Prozent. Ebenso berichtet er, dass es wenig Richtlinien für Kahlschläge gibt, wodurch es zu extremen Kahlschlägen kommt. So wurde u.a. ein 25 Hektar großer besichtigt. Hinsichtlich der Aufforstung bestand die Tradition darin, dass Monokulturen angelegt wurden, was jedoch laut Baranski in Zukunft durch eine Mischung verschiedener Arten vermieden werden sollte. Bei der Aufforstung wird nach Angaben Baranskis ein Abstand von knapp zwei Metern gelassen, wodurch die Wälder sehr dicht sind. Erst nach ein paar Jahren kommt es zu einer Ausdünnung. Zwischen Endnutzung und Aufforstung lässt man fünf Jahre verstreichen, da ansonsten der Große Braune Rüsselkäfer große Schäden in den Kulturen verursacht. Dafür bildet sich als Konkurrenzvegetation der Stechginster aus. Um das Wachstum der Bäume beim Pflanzen zu beschleunigen, werden sogenannte tree shelters verwendet. Hinsichtlich des Rotwildes gibt Baranski an, dass es, neben dem Großen Braunen Rüsselkäfer und der steigenden Trockenheit, eine der bestehenden Bedrohungen für den Wald ist. Im Anschluss an die Waldführung mit Baranski wurde der Loch Ness besichtigt.

Am letzten Tag in Schottland sollte der Ben McDui (1309 Höhenmeter) erklommen werden. Aufgrund von Schlechtwetter und Nebel wurde der etwas niedrigere Meall a' Bhuachaille (810 Höhenmeter) bestiegen. Daran anschließend wurde noch der in der Nähe liegende Loch Morlich mit einer Kanufahrt erkundet. Die Teilnehmer:innen ließen die Studienreise in einem schottischen Pub bei Live-Musik ausklingen.

Am nächsten Tag, dem 29. Juni, wurde die Rückreise nach Bruck an der Mur angetreten.

Bild und Text: HST

Veröffentlicht am 30.06.2023

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