ERASMUS+ nach Hranice Tschechien

Besucht wurde die befreundete Försterschule in Hranice (Tschechien). Die Ziele umfassten Erkenntnisse für die Schulentwicklung, fachliche Weiterbildung, kultureller Austausch und die Erweiterung der Fremdsprachkompetenz. Aufgrund des Programms der aufnehmenden Einrichtung konnte dies zur Gänze gewährleistet werden. 

Schulbesichtigung Försterschule Hranice 

Im Jahr 2022 feierte das mährische Forstschulwesen sein 170-Jahr-Jubiläum. Hranice ist eine von sechs Forstschulen in Tschechien. Sie ist die älteste noch bestehende Schule und die einzige in Mähren. Ca. 300 Schülerinnen und Schüler (davon 75 Mädchen) besuchen derzeit die Schule und die meisten davon sind auch Heimschüler. Für die Mädchen und Burschen gibt es jeweils ein eigenes Internatsgebäude, welche sich 5-10 Minuten zu Fuß von der Schule entfernt befinden. Die Ausbildung, welche ebenfalls mit der Matura endet, dauert 4 Jahre und beginnt in der 10. Schulstufe. In der ersten Klasse werden noch keine Fachgegenstände unterrichtet. Es soll zunächst eine Harmonisierung in den allgemeinbildenden Gegenständen erreicht werden. In den 12 Klassen (3 pro Jahrgang) werden 3-4 Stunden Englisch pro Jahrgang unterrichtet, dies ist mehr als bei uns. Die Schule präsentiert ihren Unterricht und Alltag auf Infotafeln und Schaukästen in den sehr schön gestalteten Gängen. Es existiert ein eigener Raum mit zwei Harvester- und Forwarder-Simulatoren, welche auch über VR-Brillen verfügen. Die Schule hat ca. 80 Bedienstete davon 45 Lehrkräfte, welche jeweils zu zweit in einem sogenannten Kabinett sitzen 

Eine weitere Besonderheit der Schule ist ein Aufnahmeritual der Schülerinnen und Schüler nach Ende der ersten Klasse. Man kann sich dieses Aufnahmeritual wie ein Theaterstück vorstellen. Das Lehrerkollegium ist in zwei Parteien unterteilt und urteilt über jeden Schüler. Die eine Partei nimmt eine Contra-Stellung und die andere eine Pro-Stellung ein. Am Ende bekommt der Schüler drei Schläge mit dem Hirschfänger und ist dann offiziell aufgenommen. Ein solches Ritual soll den Zusammenhalt und die Identität fördern. 

Beeindruckend war auch das äußerst große Arboretum, welches zur Schule gehört. Viele heimische und nicht-heimische Baumarten dienen dem Botanik-Unterricht als Anschauungsobjekte. Ebenso wird das Arboretum intensiv für die Waldpädagogik-Ausbildung genutzt. Ein besonderer Höhepunkt war ein Schattentheater seitens der Schüler für Kindergartenkinder aus der Stadt.   

 

Lehrforstbesichtigung 

Ebenso am Programm stand eine Besichtigung des ca. 1000 Hektar großen Lehrforstes in Valsovice südwestl. von Hranice (20 min mit Auto). Dieser liegt zwischen einer Seehöhe von 258 m und 479 m. Die Buche ist mit einem Anteil von 40 % die Hauptbaumart. Weitere wichtige Baumarten sind die Lärche mit 17 %, die Fichte mit 9 %, die Stieleiche mit 8 %, die Douglasie mit 4 % sowie die Tanne mit 3 % Anteil. Das Laubholz macht auf den Aufforstungsflächen allerdings 90 % aus. Diese Flächen werden zum Schutz vor Wildverbiss eingezäunt. Der als Altersklassenwald bewirtschaftete Lehrforst hat in den jungen Klassen einen großen Überhang, was die Bewirtschaftung herausfordernd macht. Die Umtriebszeit beim Nadelholz liegt bei 90 und beim Laubholz bei 120 Jahren. Eine Reduktion in Zukunft ist geplant. Beeindruckend ist auch der Hiebsatz mit ca. 9000 Efm. Zur Bewirtschaftung der Flächen steht eine stattliche maschinelle und personelle Ausstattung zur Verfügung. Ein Leiter, 3 Förster und 10 Forstarbeiter sind für den Lehrforst zuständig. Der Maschinenpark verfügt über 2 eigene LKW (Holzverkauf frei Werk), eine Säge und 3 Traktoren (Seilwinde, Anbauseilkran).  

Zu Übungszwecken für den Schulbetrieb verfügt der Lehrforst auch über eine Flintenschießanlage und eine Schießanlage auf den laufenden Keiler. Da die Bejagung durch Riegler, Pirsch und Ansitz erfolgt ist eine gute Schussleistung wichtig für den jagdlichen Erfolg. Auf der Fläche werden im Schnitt 90 Rehe, 120 Stück Damwild und 150 Stück Schwarzwild erlegt. Interessant war für uns, dass es auch im Jänner möglich war Reh- und Damwild zu bejagen, allerdings nur Kahlwild. Absolventen mit einem guten Abschluss werden mit einem Abschuss im Lehrforst belohnt. 

Olmütz 

Ein Tag führte uns auch nach Olmütz, eine Stadt welche als das tschechische Salzburg bezeichnet wird. Die Stadt ist wirklich ein Geheimtipp, nicht überlaufen und wunderschön anzusehen. Neben Brünn ist sie mit ca. 100.000 Einwohner die zweitgrößte Stadt in Mähren und ebenso eine Universitätsstadt. Olmütz ist Sitz eines Erzbischofs. Dies bedingte in der Historie eine Teilung der Stadt in ein kirchliches Viertel und ein bürgerliches Viertel. Ebenso hatte die Reformation kaum Erfolge in Olmütz zu verzeichnen. Durch die günstige Lage entlang der Bernsteinstraße kam die Stadt zu großem Reichtum, welche sich oftmals in der Architektur zeigt. So konkurrierten die Olmützer in verschiedenen Bauvorhaben mit den Pragern. Hier wurde auch die zweite astronomische Uhr nach Prag in Tschechien gebaut. Diese wurde nach dem 2. Weltkrieg erneuert und zeigt mittlerweile kommunistische Motive. 

Olmütz erlangte auch politische, künstlerische und wissenschaftliche Bedeutung. Aufgrund des Erfolges gegen die Preußen wurde Olmütz von Kaiserin Maria Theresia zur Landeshauptstadt erhoben. Kaiser Franz Joseph wurde in Olmütz gekrönt, Mozart schrieb dort seine 6. Symphonie, Gustav Mahler war Theaterdirektor und auch die drittälteste österreichische Universität wurde dort gegründet. 

Gemeindewald Bohuslavky

In der Nähe von Hranice befindet sich der Wald der Gemeinde Bohuslavky. Dieser hat eine Fläche von ca. 50 ha und wurde bis zur Restituierung 1999 von den Militärforsten verwaltet. Da die Militärforste wenig Stellenwert auf die Holzgewinnung legten, konnte ein gut bevorrateter Wald an die Gemeinde übergeben werden. Die wichtigste Baumart dort ist die Traubeneiche. Daneben findet man noch Kirsche, Lärche, Kiefer und Tanne. Linde und Hainbuche werden als dienende Nebenbaumarten eingesetzt. Die Verjüngung ist einem starken Verbissdruck durch Hasen und Rotwild ausgesetzt. Dies macht eine hasensichere Einzäunung notwendig. Die standörtlichen Verhältnisse machen Meliorationsmaßnahmen notwendig. Durch ein Grabensystem wird Wasser in einen zentralen Teich geleitet, der den Boden über längere Zeit mit Feuchtigkeit versorgt. Der Gemeindewald dient auch als Lärmschutzwald gegen die Nahe Autobahn für den Ort. Pro Jahr werden 5-10 Eichen versteigert, wobei ein Baum ca. 2000 € Erlös einbringt. Dieser kommt direkt der Gemeinde zugute. Die Bürger selbst haben die Möglichkeit einen äußerst günstigenBrennholzklaubschein um ca. 4 € pro Raummeter zu erwerben.  

Oderquelle 

Unweit von Hranice befindet sich auch ein Truppenübungsplatz, welcher einige Besonderheiten zu bieten hat. Eine davon ist der Umstand, dass dort derzeit die Ukrainer ein Militärtraining absolvieren. Der eigentliche Grund war aber die Besichtigung einer riesigen Kalamität und der Oderquellen. Der Truppenübungsplatz ist ca. 34.000 ha groß, davon sind vor wenigen Jahren ungefähr 9.000 ha dem Borkenkäfer zum Opfer gefallen. Insgesamt fielen 4.200.000 fm Schadholz, fast ausschließlich Fichte, an. Die Kahlflächen wurden mit 52 Millionen Pflanzen wiederbewaldet, davon nurmehr 40% Fichte. Der Truppenübungsplatz gilt als einer der besten Rotwildgebiete Tschechiens, weshalb man dort auch von den goldenen Hirschen spricht. Es werden ca. 1200 Stück Rotwild erlegt. 

Am Gelände des Truppenübungsplatzes entspringt auch die Oder auf 633m Seehöhe. Es gibt zwei Quellen die ca. 100m voneinander entfernt sind. Dies hat einen interessanten Hintergrund. Die eigentliche Quelle befand sich an der Grenze zum Besitz des Olmützer Erzbischofs. Für ihn war dies nicht erträglich, weshalb er auf seinem Grund nach einer weiteren Quelle suchen lies und diese zum Ursprung der Oder erklärte. Da diese aber öfter trockenfiel, verlor sie diesen Status. Beide Quellen sind gut für eine Besichtigung zugänglich. 

Bild und Text: HST

Dieses Projekt wurde mit Unterstützung der Europäischen Kommission finanziert. Die Verantwortung für den Inhalt dieser Veröffentlichung trägt allein der Verfasser; die Kommission haftet nicht für die weitere Verwendung der darin enthaltenen Angaben.

Veröffentlicht am 16.01.2023

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